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09. Die Rache ist mein...

Ein Halbes Jahr war vergangen seid mein Sohn zu mir zog. Es war Anfangs etwas ansträngend. Alles hatte sich schließlich geändert. Ich hatte nun Verantwortung für ein kleines Würmchen und er brauchte mich. Keine Überstunden mehr, zumindest nicht zu viele. Schließlich sollte ich auch mal zu Hause sein wenn mein Junge ins Bett musste. Kindergarten und Babysitterin alles gut und schön, aber Collin sollte nicht nur Fremde den ganzen Tag um sich haben. »Hab dich lieb Daddy!«, rief Collin mir noch hinterher als ich den Kindergarten verließ. Ich weiß er wäre lieber mit mir zu Hause. Doch das spielt es einfach nicht. Klar könnte ich zu Hause bleiben, den Job aufgeben und nur noch für Collin da sein. Ich könnte es mir durchaus finanziell leisten. Doch ich wollte für Collin ein Vorbild sein. Er muss lernen das von Nichts, Nichts kommt. Das man arbeiten muss und nicht zu Hause rum hängen darf. Ich hatte für ihn einen geregelten Tagesablauf. Anfangs war es etwas chaotisch, doch nun läuft es sehr gut. Um 7 in den Kindergarten. Um 17 Uhr wird er von der Babysitterin abgeholt. Um 18 Uhr komme ich nach Hause und verbringe die Zeit mit ihm bis ich ihn um 19 Uhr ins Bett bringe, ihm noch eine Gute Nacht Geschichte vorlese. Am Wochenende darf er bis 20 Uhr auf bleiben. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team. »Was? Das ist nicht Ihr ernst Sir?« Der hatte doch nicht alle Latten am Zaun. Dreht er jetzt vollkommen am Rad? »Doch Sinclair, das ist mein voller ernst. Ihr Shooting für den Polizei Kalender, Monat Mai, ist in zwei Stunden. Bedanken Sie sich bei Ihrem Partner, er hat sie vorgeschlagen und bei ihren Kollegen, die haben sie einstimmig gewählt.«, erwiderte mein Chef und grinst auch noch blöd. Das gefiel ihm anscheinend. Und meine Kollegen, nun die würden auch noch ihr blaues Wunder erleben. Was dachten sie sich nur dabei? Ach was frag ich mich das, natürlich dachten sie gar nicht. Ich seufzte und verließ das Büro meines Vorgesetzten. Na toll, wie ich es hasste fotografiert zu werden. Und dann auch noch für diesen beschissenen Kalender. Und all das nur weil die Feuerwehr das auch macht. >Wir müssen der Bevölkerung die Polizei schmackhaft machen. Die Feuerwehr macht das schon richtig....<...blablabla. Sollen sie doch machen was sie wollen, aber dann bitteschön ohne mich. So fing der Donnerstag Morgen für mich an. »Sinclair, alles in Ordnung?«, fragte mich Blacke, mein Partner, scheinheilig als ich an ihm vorbeistapfte. »Frag nicht so blöd. Du weißt genau das nicht alles in Ordnung ist. Verräter.«, fauchte ich ihn an. Schnappte meine Autoschlüssel und verließ das Revier. Da bin ich ja mal gespannt wie das ablaufen soll. Wenn die denken ich zieh mich aus, so wie die Bubis von der Feuerwehr, dann haben sie sich aber geschnitten. Ich fuhr zur Gerichtsmedizin, die immer noch nicht im Gebäude war. Seit Monaten wurde daran gearbeitet das die Gerichtsmedizin im Revier, im Keller einziehen sollte. Doch bis jetzt war noch nicht viel passiert. Die Umbauten dauerten dann doch länger als geplant. "Die Wunden wurden post mortem zugefügt. Die Wundränder haben keine Einblutungen. Hmmm...", bemerkte ich und sah den Gerichtsmediziner nachdenklich an. "Ja dem ist so. Wie wütend muss jemand sein um weiter auf sein Opfer einzuschlagen wenn es doch schon tot ist?", meinte er Kopfschüttelnd. "Sehr wütend...overkill eben. Und die Waffe....was denken Sie. Nach den Abdrücken sieht es mir fast so aus als wäre es ein Eisenrohr mit Gewinde am Ende gewesen." Meine Finger glitten sanft über die Wunde an der Stirn des Toten. Fühlte die Riefen...und zählte diese. Dr. Kim wunderte all das nicht mehr. Er kannte mich schließlich und wusste das ich eben etwas anders war. Nicht was ich war, sondern mein Verhalten war eben nicht so wie das meiner Kollegen. "Hmmm....was ist das?" Ich drehte den Kopf der Leiche und deutete auf eine klebrige Substanz die er hinter seinem Ohr hatte. "Es riecht irgendwie...süßlich", fügte ich hinzu. Jedoch eher mit mir selbst redend. "Was? Das riechen sie aus dieser Entfernung?" Dr. Kim sah mich nun genau so an, wie vor 8 Jahren als ich das erste mal in die Gerichtsmedizin kam. "Ähm...ja...sehr empfindlicher Geruchssinn. ", erwiderte ich. "Das sollte noch in die Toxikologie .", fuhr ich schnell fort um nicht weiter auf meinen Geruchssinn eingehen zu müssen. "Keine Ahnung. Ein Abstich ist schon unterwegs ins Labor", entgegnete Dr. Kim. Ich nickte. "Okay....ich geh dann mal wieder. Was ich sehen musste hab ich ja gesehen", entgegnete ich während ich die Leichenhalle verließ. »Na, bereit Sinclair?«, fragt mich Blacke blöd grinsend, als ich zurück aufs Revier kam. »Nein«, brummte ich und marschierte zielstrebig auf mein Büro zu. Legte meine Dienstwaffe in die Schublade und mache mich auf den Weg in den Trainingssaal wo das Shooting stattfinden soll. Hmmm, außer einem weißen Hintergrund und vieler Scheinwerfer stand nichts im Saal. »Hi, Sie müssen Lucan Sinclair sein. Ich bin Serge.«, vernahm ich hinter mir eine Stimme die etwas schwul klang. Ich drehte mich um, mein Blick fiel auf einen schmächtigen, dürren Mann. In seiner pinken, hautengen Lederhose und dem weißen Hemd oder war es eine Bluse mit Rüschen, keine Ahnung, erfüllte er das typische Schwulen Klischee. »Na dann wollen wir mal.«, meinte er und kam mit, etwas in seiner Hand das aussah wie ein Fellknäuel, auf mich zu. Tauchte das Teil in irgend ein Pulver und wollte mir doch glatt damit ins Gesicht. »Finger weg, auf keinen Fall kommt mir das ins Gesicht.«, fauchte ich und wich einen Schritt zurück. »Ach Schnuckelchen, das muss sein. Sonst glänzt das Gesicht unter dem Scheinwerferlicht. Ich muss dich abpudern.« Sagte der eben Schnuckelchen zu mir? Meine rechte Augenbraue wanderte etwas hoch, zuckte leicht. Wieder kam er auf mich zu und versuchte mich ab zu pudern, wie er es nannte. Und wieder wich ich einen Schritt zurück. »Ich warne Sie, nochmal und ihre Hände werden Sie heute nicht mehr gebrauchen können.«, knurrte ich ihn an. Er grinste nur. »Ich liebe es wenn sich starke Männer so zieren. Na komm, es geht auch ganz schnell und tut nicht weh.« Ich tickte gleich aus. Baggerte der mich etwa gerade an oder was? Als er erneut seine Hand hob griff ich nach dieser, hielt sein dürres Handgelenk unsanft fest. »Ich sagte nein.«, erwiderte ich ganz ruhig. Blacke, mein Partner stand mitlerweile in der Ecke des Saales, verkniff sich das Lachen. Wütend funkelte ich ihn an. Das würde er mir noch büßen dieser Saftsack. »Na...sind wir dann soweit?«, drang eine weitere Stimme an mein Ohr. Und ebenfalls mit diesem Schwuchteligen Tonfall. Ich hatte nichts gegen Schwule, solange sie mich nicht anbaggerten und anfassten. Das konnte ich einfach nicht ab. Als ich mich in die Richtung der Stimme wandte, musste ich mir selbst ein Lachen verkneifen. Ein etwas dicklicher Kerl in schwarzer Lederhose und rosa Hemd, um den Hals eine Kamera, kam auf mich zu. Auf dem Kopf trug er nen Fiffi. Man konnte ihn deutlich sehen. »Ja, bin soweit. Ich wills hinter mich bringen.«, erwiderte ich schließlich und sah den Fotografen fragend an. »Okidokili. Dann stellen Sie sich doch bitte dort hin und posieren sie ein bisschen. Und bitte, machen Sie sich frei.« Ich schluckte und starrte ihn perplex an. »Was? Ausziehen?« »Ja genau. Natürlich nicht alles. Unterwäsche können Sie an lassen. Aber wenn schon, denn schon. Die Mädels mussten sich auch ausziehen. Gleiches Recht für alle.«, antwortete er mir. Das war doch wohl ein Scherz? Ich zieh mich doch nicht aus. »Na kommen Sie, ist doch auch für einen guten Zweck. Der Erlös der Monatskalender geht an ein Kinderheim.« Der Fotograf fuchtelte mit seiner Hand, deutete mir das ich mich ausziehen sollte. Ich seufzte, zog mich unter protest bis auf meine Boxer aus. »Moment, das noch.«, Serge reichte mir eine Schulterholster und eine Waffe, natürlich eine ungeladene. Ich solle das überstreifen. Na gut...ich tat es. Hauptsache es ist schnell vorbei. Danach posierte ich wie der Fotograf, er hieß Philip, es verlangte. »Moment, das ist nicht gut. Die Boxer wirft Falten.«, meinte Philip. Serge kam auf mich zu und fing an an meiner Boxer rum zu fummeln. Als seine Finger gefährlich nahe an meinen Schritt kamen warnte ich ihn. »Hey...Finger weg da. Die wird nicht glatter.«, brummte ich warnend. Doch er zupfte weiter am Stoff herum, rutschte immer näher an meinen Schritt. Jetzt reichte es mir aber. Ich holte aus und verpasste ihm eine. Marschierte angepisst zu meiner Kleidung und zog mich an. »Wir sind doch noch...«, ich fiel Philip ins Wort... »Doch, wir sind fertig. Irgend eines der Bilder wird schon reichen.«, schnaubte ich und stapfte, mein Hemd zuknöpfend, aus dem Trainingsraum. »Ich glaub du hast... Serge...die Nase gebrochen.«, meinte Blacke der mir wie ein junger Hund hinterher lief. »Mir scheiß egal. Kein Kerl geht an meine Juwelen.«, zischte ich, stieß die Tür zu meinem Büro auf und setzte mich an meinen Schreibtisch. »Und...wie...«, hörte ich Jenna, ließ sie jedoch nicht weiter reden. »Kein Wort Jenna. Geh an deine Arbeit.«, fauchte ich sie an. Sie drehte auch sofort wieder um und verließ mein Büro. »Und du auch, raus hier bevor ich mich vergesse. Das wird dir noch leid tun das du mich da mit rein gezogen hast.«, fuhr ich ganz ruhig fort. Blacke wusste sofort, als ich so ruhig wurde, dass es besser war wenn er sich verkrümelte, was er auch auf der Stelle tat.... Zwei Wochen sind seit dem Shooting für diesen Kalender vergangen. Nichts ahnend war ich mit meinem Sohn einkaufen. Als wir an der Kasse, in einer unendlichen Schlange, standen zupfte er mich am Ärmel. "Daddy, sieh mal, da bist du." Ich sah zu ihm, folgte seiner Hand die auf einen Ständer mit verschiedenen Kalendern deutete. Und tatsächlich, da hing ich, ausgerollt und in voller Größe. Kein kleiner Kalender, nein ein Pin Up Teil, Lebensgroß - Scotland Yard Police Pin Up Kalender Mai 2017. Hinter mir stand eine ältere Dame. Ihr graues Haar hatte sie hoch gesteckt zu einem strengen Dutt. Ihr Blick fiel nun natürlich auch auf den Kalender. Sie grinste, ging darauf zu und nahm einen davon. "Das sind doch Sie. Würden Sie mir eine Widmung darauf schreiben. Anna, Maria und Clara werden rot vor Neid werden." Sie stand nun vor mir und sah erwartungsvoll hoch zu mir. Oh man, das war doch nicht wirklich wahr...das war doch nur ein schlechter Traum. Als ich nicht reagierte, legte sie ihre Hand auf meinen Arm, "Bitte, schreiben Sie doch....für meine Liebe Elsa." Ich seufzte, nahm einen Kuli aus meiner inneren Jackentasche und schrieb die geforderten Worte auf den Kalender. "Ach...noch ein Herz dazu.", meinte die alte Frau und sah mich über ihren Brillenrand lächelnd an. Na gut, dann eben noch ein Herz dazu. Malte dieses und reichte ihr den Kalender wieder. Drehte mich schnell um, bezahlte und verschwand so schnell ich konnte mit Collin aus dem Geschäft. "Blacke meine Rache wird übel sein", murmelte ich vor mich hin während ich mit Collin und dem Einkauf zum Wagen marschierte...

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© Lucan Sinclair

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