08. Prioritäten setzen...
- Lucan Sinclair
- 14. Apr. 2017
- 5 Min. Lesezeit
Zwei Tage waren vergangen seit ich vorübergehend, im Team von Agent Harper aufgenommen wurde. Ich tat mir verdammt schwer mit den Leuten zurecht zu kommen. Diese Überheblichkeit der NCIS Agents machte mich rasend. Doch anmerken ließ ich mir nichts. Während der Besprechungen stand ich abseits der vierköpfigen Truppe. Lehnte lässig an der Wand, meine Arme vor der Brust verschränkt und hörte einfach nur ihren Ausführungen zu. Doch Gedanklich war ich nicht bei der Sache. Meine Gedanken drehten sich um das Telefonat das ich vor etwa 20 Minuten mit Cameron meinem Cousin der auch mein Anwalt war, führte. Sollte ich den Fall weiter verfolgen oder doch zurück nach London, und weiter zu Cameron nach Schottland. Warum fragte ich mich das eigentlich? Was wäre wohl wichtiger als der eigene Sohn? »Agent Harper, Sie und Sinclair werden einen Undercovereinsatz starten sonst kommen wir nicht weiter. Ihr beide werdet als reiches Ehepaar auftreten und in die Kreise der Waffenschmuggler eintauchen.« Als ich Leon`s Worte vernahm war ich plötzlich voll da. Hob den Kopf und schüttelte ihn. »Nein, ich werde nicht mit ihr zusammen arbeiten. Ich fliege zurück nach London.«, ich wandte meinen Blick zu Leon, »... Persönliche Gründe.« Leon sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Verstehe Lucan. Wann wirst du abreisen?« »Noch heute.«, brummte ich entschlossen und verließ den Besprechungsraum. Während ich das NCIS Gebäude verließ, drückte ich beim Vorbeigehen einen der Agents meine Zugangskarte in die Hand. Lediglich ein Gedanke spuckte nun durch meinen Kopf, raus hier und zurück in die Heimat. Mein Sohn brauchte mich jetzt dringender. Ich hatte an Duncans Grab ein Versprechen gegeben. Und eigentlich würde ich niemals ein solches brechen. Doch Duncan war ein Familienmensch, er würde verstehen das ich nun meinen Sohn an oberste Priorität setzte... Meine Gedanken kreisten nun um meinen Sohn, wie es weiter gehen sollte. Erst als der Flieger am Flughafen in Edinburgh landete, holte mich dies aus meinen Gedanken. Ich schnallte mich ab, stand auf und stieg aus dem Flieger. Am Gepäckband musste ich nicht lange warten bis meine Reisetasche angefahren kam. Ich schnappte sie und stapfte Richtung Ausgang. Als ich dem Ausgang näher kam, seufzte ich. Dena...Lillians Schwester holte mich vom Flughafen ab damit wir gemeinsam zu Cameron fahren konnten. Ihre Augen waren gerötet, wahrscheinlich vom Weinen über den Verlust ihrer Schwester. Die beiden standen sich sehr nahe. »Hi Lucan, lange nicht gesehen.«, begrüßte sie mich leise. Ich nickte nur begleitet von einem, »Hi Dena.« »Sag mal warum hast du meine Anrufe nicht angenommen?«, fragte sie während wir zu ihrem Wagen mierten. »Was? Du hast mich nicht angerufen.«, entgegnete ich, öffnete die hintere Tür des Wagens und verstaute meine Reisetasche auf der Rückbank. »Natürlich habe ich angerufen. Hier, ich kann es dir beweisen.« Protestierend hielt sie mir ihr Handy vor die Nase. Zeigte mir die Anrufliste. Mein Blick schweifte über die gewählten Nummern dann schüttelte ich den Kopf. »Meine Nummer ist nicht dabei. Ich weiß nicht wen du da angerufen hast, mich jedoch nicht.«, stellte ich fest, schloss die hintere Wagentür und stieg vorne ein. Diskutieren wollte ich jetzt nicht. Hätte sie angerufen, wäre er ran gegangen. Dena seufzte, sie wusste das es nichts brachte weiter darüber zu reden also stieg sie in den Wagen, startete den Motor und fuhr los. »Lucan, ich dachte mir ich komme mit dir mit nach London. Wohne eine Weile bei dir bis Collin sich eingewöhnt hat. Und du dich an die neuen Gegebenheiten gewöhnen konntest. Ist dir das recht?«, brach Dena nun das unangenehme Schweigen das zwischen uns lag. Ich brummte leise. »Warum nicht, ich denke Collin wird es gut tun wenn du da bist.« Mehr sagte ich zu diesem Thema nicht. Zu viele Gedanken schossen erneut durch meinen Kopf. Ich liebte meinen Sohn, auch wenn jeder dachte das ich nicht im Stande wäre zu lieben. So emotionslos ich mich auch gab, das war ich nicht. Nicht gegenüber meinem Sohn. Doch ich wusste nicht ob ich ihm gerecht werden konnte. Es war eine Sache alle zwei Wochen ein Wochenende mit Collin zu verbringen aber eine andere ihn für immer bei sich zu haben. Ich wusste nicht ob ich dieser Sache gewachsen war, ein Kind zu erziehen. »Das Begräbnis ist nächste Woche Montag. Und ich muss dich vorwarnen, Collin weiß noch nicht das Lilli...also das sie...« Dena schluckte, ihre Stimme wurde dünn, bebte bei jedem Wort so als würde sie gleich los weinen. Doch sie tat es nicht. Es wäre nicht gut für Collin wenn sie jetzt wo sie da waren, weinen würde. Ich sah sie ernst an, sagte jedoch nichts. Nun dann müsse ich meinem Jungen wohl beibringen das Mami nicht wieder kommen würde. Als Dena den Wagen vor dem Haus abstellte, stieg ich aus. Kaum hatte ich mich umgedreht hörte ich auch schon die piepsige Stimme meines Sohnes. »Daddy...Daddy!« Ich drehte mich in seine Richtung, ging ihm entgegen und dann in die Hocke. Collin lief auf mich zu, lachte und freute sich. Ein beklommenes Gefühl machte sich in mir breit. Dieses Kinderlachen, diese Freude die Collin erfüllte müsste ich heute noch mit einer Traurigen Nachricht erschüttern.... Ja, ich habe einen knapp vier Jährigen Sohn. Vor fünf Jahren hatte ich einen Fall der mich nach Schottland führte. Meine Dienststelle, City of London Police arbeitete mit den schottischen Behörden in diesem Fall eng zusammen. Sergeant Lillian Cooper war bei der Schottischen Polizei und für diesen Fall meine Partnerin. Sie arbeiteten Undercover. Und nicht nur das, trotz der Vorschriften die eine Liaison untersagten, fingen wir eine Affäre an. Sie hielt nur so lange bis der Fall geklärt war, danach war diese auch vorbei. Ich bin kein Mann für eine feste Beziehung. Doch diese Affäre trug eine Frucht, einen kleinen Sohn. Ich bin zwar überzeugter Single, aber dennoch kümmerte ich mich alle zwei Wochen um meinen Sohn. Doch nun sollte ich Collin zu mir nehmen. Lillian, seine Mutter war verstorben. Sie wurde von einem betrunkenen Autofahrer angefahren. Ihre Verletzungen waren so schwer das sie diesen auf dem Weg ins Krankenhaus erlag. Seit Lillians Begräbnis sind nun vier Wochen vergangen. Collin hat es nur schwer verkraftet das seine Mutter nicht mehr wieder kommt. Ihm niemals wieder eine Gute Nacht Geschichte vorlesen oder seine Tränen trocknen würde. Kinder brauchen ihre Eltern, beide. Doch am meisten ihre Mutter die sie in den Arm nehmen, sie trösten wenn sie traurig sind. Klar können das Väter ebenso gut. Und doch ist die Hand einer Mutter etwas anderes, ihre sanfte Stimme, ihre liebevollen Küsse. Doch Collin wird dies niemals wieder spüren können. Lillian, sie war nur eine Affäre und doch schmerzt es auch mich das sie nicht mehr unter uns weilt. Sie war eine wundervolle Frau, liebevoll, sanft, mitfühlend. Immer ein Lächeln auf ihren Lippen. Als Collin mich, unter Tränen, fragte wo sie nun ist und warum sie nicht wieder kommen kann fiel es mir schwer die richtigen Worte zu finden. Es brach mir fast das Herz ihn so zu sehen. Seine sonst funkelnden Kinderaugen die nun matt und gerötet vom weinen waren. Sein kleiner Körper, der bebte, zitterte unter seinen Weinkrämpfen... »Mami ist nun ein Engel. Sie kann nicht zurück kommen. Aber sie sieht dir zu, wacht über dich. Und hier drinnen...«, meine Hand legte sich auf seinen kleinen Brustkorb, da wo sein Herz schlug... »....wird sie für immer sein. Wir werden sie niemals vergessen.« Wieder fing er bitterlich an zu schluchzen, drückte sich fest an mich und vergrub sein Gesicht in meinen Pulli. Ich sagte nichts mehr, denn jegliches Wort wäre überflüssig. Legte meine Arme schützend, tröstend um seinen kleinen Körper. Gab ihm Trost und Geborgenheit. Mehr konnte ich nicht tun.....

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