07. Zusammenarbeit....
Ich hörte Eddi, dem Obdachlosen zu. Erfuhr so einiges, das vielleicht nützlich sein konnte. Irgendwann stand er auf und bedankte sich. »Komm Eddi, ich habe etwas für dich.«, meinte ich und wartete bis auch er sich aufgerafft hatte. Ich führte ihn den Weg, den ich gekommen war zurück. Da war ein Diner und daneben gleich ein Motel. Dorthin lud ich ihn zu einer ausgiebigen Mahlzeit ein und danach quartierte ich ihn im Motel ein. Bezahlte ihm das Zimmer für ganze drei Monate. »Hier, das wirst du brauchen.«, meinte ich, als ich ihn nach dem Essen zu seinem Zimmer brachte. Drückte ihn 500 Dollar in die Hand sowie eine Visitenkarte, die von meinem Freund Cas. »Kauf dir neue Klamotten, geh zum Frisör und melde dich bei dieser Nummer. Sag einfach das ich dich geschickt habe. Er wird dir Arbeit besorgen und eine Wohnung.« Eddi sah mich mit großen feuchten Augen an. Er konnte es kaum glauben. Es war schon lange Zeit her das ihm jemand etwas Freundlichkeit entgegen brachte. »Bist du ein Engel?«, fragte er mit bebender Stimme. Eine Träne lief über seine von Schmutz verkrustete Wange. »Ich? Ein Engel? Wohl kaum.«, erwiderte ich schmunzelnd. Ich war eher das Gegenteil eines Engels. »Danke...ich danke dir für deine Güte«, bedankte sich Eddi, wischte sich dabei die Träne aus dem Gesicht. Ich nickte nur, drehte mich um und ging meiner Wege, informierte jedoch Cas über Eddi damit er Bescheid wusste.... Als ich wieder zurück in mein Hotelzimmer kam war es bereits Morgen. Genauer gesagt 11 Uhr vormittags. Ich schälte mich aus der verdreckten Kleidung und duschte erst einmal. Wusch mir den Dreck und Staub vom Körper. Die versauten Klamotten entsorgte ich kurzerhand. Zog frische Kleidung an und machte mich auf den Weg ins Krankenhaus. Als ich ankam, sah ich Agent Harper an einem Wagen stehen. Wie es schien war sie dabei das Krankenhaus zu verlassen. Sofort steuerte ich auf sie zu, sprach sie an und unterhielt mich kurz mit ihr. Ich war nicht erfreut, als Agent Harper meinte sie hätte einige Gedächtnislücken und ich sollte doch mit zum NCIS kommen. Ich nickte lediglich und stieg in meinen Wagen um ihr zu folgen..... Das NCIS Hauptquartier hatte sich nicht wirklich verändert. Nun ja, die Computer waren moderner als noch vor 15 Jahren...alles war etwas modernisiert worden. Doch im Großen und Ganzen war alles noch wie damals. Ich war schon einmal hier. Vor 15 Jahren lebte ich in L.A. Arbeitete bei einem privaten Sicherheitsdienst, der auf Personenschutz spezialisiert war. In dieser Zeit hatte ich eine Klientin. Die Tochter eines Generals. Doch als ich diesen Auftrag, sie zu schützen annahm, war sie schon entführt worden. Die Erinnerungen von damals waren jetzt wieder so lebendig wie damals. Als ich nun Leon Vance entdeckte, war ich mehr als überrascht. Leon...er wollte doch eigentlich weg vom NCIS und doch war er noch hier? Und er hatte sich verändert, er war alt geworden. Sein Gesicht zierten Falten. »Leon...du hier? Wolltest du nicht in die Politik gehen?«, meinte ich und marschierte zielstrebig auf ihn zu. Leon sah mich überrascht an, lächelte dann und reichte mir die Hand. Er wusste was ich war. Damals blieb mir nichts anderes übrig als es ihm zu sagen. Doch ich rang ihm auch das Versprechen ab niemals darüber zu reden. Und bis etzt hatte er es gehalten. Nun ja, wer hätte ihm denn auch schon Glauben geschenkt? Niemand, er wäre für verrückt erklärt worden, sonst nichts. »Ja wollte ich und ja, bin ich ja auch irgendwie. Ich bin nun Director des NCIS. Und du weißt ja, in höheren Positionen hat man immer etwas mit Politik zu tun.«, erwiderte er und bot mir einen Stuhl an. Wir redeten kurz über die alte Zeit, als wir uns zum ersten mal begegnet waren - eben bei diesem einen Fall mit der Generalstochter. »Nun Luc, ich denke nicht das du wegen der alten Zeiten hier bist.«, meinte Leon schließlich und das leichte Lächeln auf seinen Mundwinkeln verschwand. »Nein bin ich nicht. Es geht um diesen Fall den ihr da habt. Dieser und Agent Harpers Entführung hängt mit meinem Fall in London zusammen, bei dem mein Partner ums Leben kam«, erwiderte ich mit einem Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Und nun bist du im Auftrag der Londoner Polizei in L.A.?« Leon sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Wie es aussah, ahnte er bereits, dass ich auf eigene Faust den Schuldigen verfolgte. »Nein, ich bin als Privatperson hier. Aber fang erst gar nicht damit an das ich die Finger davon lassen soll Leon.«, knurrte ich und drehte mich entschlossen um. Ich wollte gerade gehen, doch Leon hielt mich auf. »Warte, Luc...komm meinen Leuten nicht in die Quere.« Seine Tonlage ließ erkennen, dass er es sehr ernst meinte. »Und wenn doch? Denkst du ich lass mich von dir oder diesen...«, ich deutete auf Agent Harper und ihre Kollegen, »...Hampelmännern aufhalten? Leon...ich warne dich. Du kennst mich gut genug um zu wissen, dass ich tun werde, was ich mir in den Kopf gesetzt habe.« Ich zeigte nun das erste mal so etwas wie Gefühle, ich war wütend und dies ließ ich deutlich erkennen. »Wäre ich nicht hier und hätte euch nicht schon ins Handwerk gepfuscht, würde Harper die Radieschen jetzt von unten betrachten.« »Sir, wenn ich etwas sagen dürfte?«, mischte sich Agent Harper nun ein. Leon hob den Blick, scharf auf sie gerichtet. »Wir könnten ja mit Chief Inspector Sinclair zusammen arbeiten. So haben wir ihn immer im Auge und er kann keinen Blödsinn anstellen.« Sagte sie gerade, Blödsinn anstellen? Ich schnaubte verächtlich. »Hören Sie mal ...Agent Harper...«, fauchte ich sie grimmig an. Ja sie war mit ihrer Aussage zu weit gegangen. Ich und Blödsinn anstellen, so ein Quatsch. »... ich stelle nie Blödsinn an. Alles was ich mache überlege ich mir gut und zwar, bevor ich es tue...« Ich wollte noch etwas sagen, ihr gehörig die Meinung geigen. Was denkt sie eigentlich wer sie war, dieser kleine abgebrochene Gartenzwerg. Doch Leon fiel mir ins Wort. »Gut, dann arbeitet ihr zusammen. Lucan ist ein guter, rational denkender, Taktiker.« Er wandte sich nun an mich, sah mich ernst an. »Ich werde deinen Vorgesetzten informieren und ihm sagen das wir dich hier brauchen. Das bedeutet, du wirst ab jetzt dienstlich hier sein. Also...Luc...keine Alleingänge.« Bevor ich etwas einwenden konnte kehrte mir Leon den Rücken zu und verschwand in einem der Büros. Griff zum Telefonhöhrer und rief auch schon in London an. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. »Lady, eines sage ich Ihnen. Treiben Sie es ja nicht zu weit. Ich warne Sie nur einmal.« Harper schluckte und nickte als meine Augen die ihren trafen. Eben war ich wütend, zeigte dies auch ungeniert. Doch nun war ich ganz ruhig, meine Miene stoisch und mein Blick...eiskalt. Der Nordpol war ein Scheiß dagegen. »Lia! Wir müssen reden, sofort!«, drang plötzlich die Stimme eines aufgebrachten Mannes durch die Räumlichkeiten des NCIS. Ich drehte mich um, ein Mann schätzungsweise um die 30 plus minus ein paar Jahre, stürmte auf Agent Harper zu. Packte sie am Arm und zog sie in eines der Büros. Ein lautstarkes Wortgefecht drang nun aus dem Raum. Ich schüttelte den Kopf, ließ mich wieder in den Stuhl fallen und wartete darauf das Harper ihren, wie ich aus dem Geschrei entnehmen konnte, ehelichen Streit endlich beilegte. »Was ist denn da los?«, fragte einer der anderen Agents. Ich wandte mich der Stimme zu und seufzte. Als ich den jungen Agent sah schüttelte ich den Kopf. Ist hier eine Kindertagesstätte oder was macht dieses Milchbubi hier?, fragte ich mich selbst. Zuckte dann mit den Schultern. »Streit zwischen Liebenden, hört man doch.«, antwortete ich, meine Unterarme auf meine Schenkel gestützt und senkte den Kopf. Das kann ja was werden...ich hasste es mit anderen zusammen zu arbeiten. Den einzige den ich wirklich akzeptierte, war mein Partner. Doch der war tot.....