04. Ab nach L.A....
»Herzlich willkommen an Bord Sir«, vernahm ich die Stimme der Stewardess als ich das Flugzeug betrat. Ich nickte grüßend und reichte ihr mein Ticket. Ihre freundliche Miene und dieses Lächeln das sie mir entgegenbrachte war aufgesetzt. Nun es war ihr Job. Sie führte mich durch den Gang in die erste Klasse an meinem Platz. Ich fühlte mich unbehaglich als ich mich setzte und den Gurt anlegte. Fliegen...wie ich es hasste. Den modernen Transportmitteln hatte ich noch nie wirklich viel abgewinnen können. Auch wenn ich die Vorteile des Düsenzeitalters durchaus anerkannte, stand diese Art der Fortbewegung, eingesperrt auf engsten Raum, in mehreren Tonnen Stahl mit über siebenhundert Stundenkilometern in einer Höhe von ungefähr zehntausend Metern durch die Luft zu rasen, eindeutig an letzter Stelle meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich hätte natürlich auch mit dem Schiff reisen können. Doch auch das war nicht das meine. Auf einem Kahn über das offene Meer schippern, schutzlos den Naturgewalten ausgeliefert zu sein - nein danke. Da bevorzugte ich dann doch den Luxus zu fliegen. Es ging schneller als auf See zu schippern. »Flugangst, was junger Mann«, hörte ich neben mir eine ältere Stimme sagen. Ich wandte den Kopf nach rechts zu meinem Sitznachbar, einer alten Dame. Ihr schneeweißes Haar war zu einem ordentlichen Dutt hoch gesteckt und ihre braunen Augen sahen mich aus faltigem Gesicht freundlich an. »Nein, keine Flugangst.«, erwiderte ich emotionslos und wandte den Blick wieder ab von ihr und ihrem Strickzeug das sie auf dem Schoss liegen hatte. Legte meinen Kopf an die Nackenstütze und schloss die Augen. Doch wer jetzt denkt das wars, der irrte. Nun fing es erst richtig an, sie redete und redete. Erzählte von ihrem Sohn der in L.A wohnen würde, den sie nun besuchen würde da ihr Enkelsohn in zwei Tagen seinen fünfzehnten Geburtstag feierte. Ich dachte ich bekomme gleich die Kriese. Das ich mit geschlossenen Augen neben ihr saß, war ihr so ziemlich egal. Meine Finger krallten sich in die Lehnen des Sitzes, als das Flugzeug startete, die Landebahn entlang fuhr und schließlich abhob. In der Luft waren wir schon mal, ohne irgend welcher Zwischenfälle. Und die alte Dame neben mir, sie redete immer noch. »Sehen Sie, das ist mein Sohn und mein Enkel« Widerwillig öffnete ich die Augen und hob den Kopf. Sah auf die Fotos, die sie in ihrer Brieftasche hatte und mir nun hinhielt. Ich musste nichts sagen denn sie redete ja ununterbrochen weiter. Den Pullover den sie gerade strickte, und der fast fertig war, er war für ihren Enkel. Na der wird sich mit seinen fünfzehn Jahren über einen roten Pullover mit einem Bärchen vorne drauf freuen. Dachte ich bei mir und schmunzelte nun amüsiert. »Sir, kann ich Ihnen etwas bringen?« Ich drehte mich zur Seite, aus der Richtung aus der die freundliche, warme Stimme kam. Die Stewardess stand lächelnd da und sah mich fragend an. Bring die Alte zum schweigen...dachte ich bei mir. »Nein danke.« Sie nickte und ging weiter zum nächsten Fluggast. Die alte Dame neben mir, sie hatte weiter geredet, ohne Punkt und Komma. Es juckte sie gar nicht das ich den Kopf wieder gegen die Nackenlehne legte und die Augen schloss, sichtlich desinteressiert war. »Sie tragen keinen Ring? Sie sind also alleinstehend wie ich sehe.« Bei diesen Worten war ich voll da. Ein Warnsignal ging nun in meinem Kopf an. Das kannte ich schon und der Teufel soll mich holen wenn die jetzt versucht mich mit irgendeiner Tochter einer Freundin zu verkuppeln. Wäre nicht das erste mal. Auf dem Revier, versuchte es vor nicht all zu langer Zeit eine Zeugin. Zeigte mir Bilder ihrer Cousine die bestimmt schon 50 war. Der reinste Horror kann ich nur sagen. »Also meine Tochter, sie lebt auch in London. Ich wünschte sie würde endlich einen finden und mir auch Enkel schenken bevor ich sterbe«, meinte sie und drehte sich dabei zu mir. Sah mich mit ihren matten braunen Augen an als wolle sie das ich sie nehme. Oh bitte...als würde die so schnell abnippeln. So rüstig wie sie war und so flott wie ihr Mundwerk ging. Also eins stand fest, wenn die stirbt muss man ihr das Mundwerk extra erschlagen. Denn die redet noch die Toten in die Flucht. Dann haben wir Walking Dead auf den Straßen. »Ich bin glücklich vergeben«, log ich und hoffte so einfach meine Ruhe zu haben. Nichts mit verkuppeln und Enkeln, auf keinen Fall. Nicht heute, nicht morgen oder sonst irgendwann. Ich liebe meine Freiheit...ja das tue ich. Verkuppelt zu werden ist das schlimmste überhaupt. Den ganzen Flug über kaute sie mir ein Ohr ab. Zehn Stunden nonstop Gequassel. Ich war kurz davor sie zu erwürgen, das gebe ich ehrlich zu. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass wir über dem Flughafen Los Angeles International Airport endlich zum Landeanflug ansetzte. Und wenige Minuten später setzte das Fahrwerk des Flugzeuges auf der Landebahn auf. Es rumpelte leicht als es aufsetzte, noch etwas rollte und dann endlich still stand. Ich öffnete den Bauchgurt, stand auf und verließ so schnell ich konnte den Flieger. Endlich...endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen. Und vor allem weg von der alten Kuppeltante. Doch das dachte ich nur, denn kaum stand ich beim Gepäckband, wartend auf meine Reisetasche die durch das Förderband hoffentlich bald zu sehen war, stand die alte Dame schon neben mir. Ich seufzte und fuhr mir genervt über das Gesicht als sie nun weiter redete. Ich wollte schon was sagen, etwas das nicht sehr freundlich gewesen wäre, da kam auch schon meine Reisetasche angefahren. Ich schnappte sie, schluckte die Worte die mir eben noch auf der Zunge lagen und stapfte schnellen Schrittes davon. Nur weg von hier, sonst gäbe es Tote. Beim Leihwagenservice, holte ich mir noch einen Wagen. Dann verließ ich den Flughafen, suchte den fahrbaren Untersatz den ich schnell ausmachte. Die Reisetasche warf ich auf den Beifahrersitz, stieg ein und fuhr mit quietschenden Reifen los. Da war ich nun...in L.A...die Stadt der Engel. Auf den Weg in die Innenstadt ratterte es in meinen Gehirnwindungen. Ich wusste genau wo ich hin wollte...zu einem alten Freund der einige Kontakte pflegte die mir bestimmt nützlich sein werden....
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